Wostok-Newsletter 3/2003

Ist die Verdoppelung des russischen Bruttosozialproduktes in zehn Jahren realistisch?
Machtpoker in den belarussisch-russischen Beziehungen
Russische Erdölgiganten drängen auf den Weltmarkt
Revolution der Standards
Wahlen im Südkaukasus
Die Pipelineoptionen der Öl- und Gasindustrie Kasachstans
Gespräch im kasachstanischen Ministerium für Energie und mineralische Ressourcen
Das russisch-turkmenische Verhältnis nach dem Gasvertrag
Meldungen
- USA warnen Georgien

Auszüge:

Russische Erdölgiganten drängen auf den Weltmarkt
von
Stanislaw Kussenkow,
Experte des Zentrums für Wirtschafts- und Politikforschung, Moskau


Die Konsolidierung der einheimischen Erdölgesellschaften durch Fusionierung (JUKOS und Sibneft, THK und BP) oder durch das Aufkaufen kleinerer Unternehmen (erst vor kurzem kaufte LUKoil Tebukneft und übernahm Rosneft Sewernajaneft) schreitet voran. Auf diese Weise können die Unternehmen ihren Einfluß auf dem internationalen Ölmarkt ausbauen, denn je größer ihre Aktiva desto größer ihr Gewicht im internationalen Geschäftsleben. Die russischen vertikal integrierten Ölgesellschaften expandieren in zunehmendem Maße auf den Märkten im Ausland.

Erschließung und Ausbeutung im Ausland Die Direktoren des größten russischen Erdölkonzerns LUKoil planten von Anfang an den Ausbau des Konzerns zu einem transnationalen Konkurrenzunternehmen der internationalen Erdölgiganten. Und in der Tat ist LUKoil die einzige private Erdölgesellschaft Rußlands, die auf solide Aktiva im Ausland verweisen kann, inklusive Förderung, Transport, Verarbeitung und Absatz. Seit 1994 erweitert LUKoil kontinuierlich seinen internationalen Geschäftsbereich in immer neuen Regionen, stockt das Kapital auf und legt größten Wert auf die Effektivität seiner Projekte.

Die Interessen der russischen Erdölgesellschaften und insbesondere von LUKoil konzentrieren sich auf die klassischen Regionen aus der Sowjetzeit - es sind die Staaten der GUS, Mittel- und Osteuropa, der Ferne Osten und Nordafrika.

Bei der Erschließung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen außerhalb Rußlands hält LUKoil Anteile an Gesellschaften der kaspischen Republiken Aserbaidschan und Kasachstan (an der Staatlichen Erdölgesellschaft der Republik Aserbaidschan und am kasachstanischen Öl- und Gasunternehmen KasMunaiGas) sowie an großen westlich geführten Holdings. 1994 gründeten LUKoil und die italienische Agip das Unternehmen LUKAgip, das in das aserbaidschanische Ölprojekt Schach-Denis eingestiegen ist.

Die mit der britisch-amerikanischen Gesellschaft British Petroleum gegründete LUKARKO ist bei der Erschließung der Vorkommen Tengis in Kasachstan und bei Jalama (D-222) im aserbaidschanischen Teil des Kaspischen Meeres dabei. Zudem hat sie Anteile am Kaspischen Pipelinekonsortium, das den Transport des kaspischen Erdöls auf die Märkte im Westen kontrolliert.

Seit 2002 verfolgt LUKoil eine neue Strategie, man zieht sich nämlich mehr und mehr aus den Projekten zurück, in denen der Konzern nicht den Führungsstatus innehat. So verkaufte er im Dezember 2002 seine Anteile am Vorkommen Aseri-Tschirag-Gjuneschli im aserbaidschanischen Sektor des Kaspischen Meeres. Dies gilt als eines der weltweit größten Vorkommen. Nach dem Ausscheiden von LUKoil sind jetzt noch BP, die Staatliche Erdölgesellschaft Aserbaidschans, Unocal, Statoil, Exxon Mobil, Turkish Petroleum, Devon Energy, Itochu und Delta Hess Khazar an diesem Großprojekt beteiligt.

Auf die Republik Kasachstan dehnte LUKoil seine neue Strategie allerdings nicht aus. Hier stieg der russische Erdölgigant, ohne die Führung zu übernehmen, in drei Großvorhaben zur Erschließung von Erdöl- und Erdgasvorkommen ein: nämlich in die Vorkommen Tengis (als Mitglied des internationalen Konsortiums TengisChevrOil), Karatschaganak (als Mitglied des Konsortiums Karatschaganaksker Integrierte Organisation KIO) und Kumkol (als Mitglied des russisch-kanadischen Gemeinschaftsunternehmens Turgai Petroleum). Und offenbar will LUKoil seine Aktivitäten in Kasachstan noch ausweiten, denn wie anders sind die häufigen Treffen des kasachstanischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew mit dem LUKoil-Vorstandsvorsitzenden Wagit Alekperow zu erklären. Ein aktuelles Gemeinschaftsprojekt ist beispielsweise die geologische Erkundung eines Kaspischen Shelfs.

Im fernen Ausland liegen die Prioritäten auf zwei Ländern, nämlich auf Ägypten und Irak. 1995 erhielt LUKAgip die Rechte für die Erschließung des Vorkommens Malei im Westen der ägyptischen Wüste. Anfang 2003 schloß LUKoil mit dem ägyptischen Erdölministerium einen Vertrag für zwei Abschnitte im Golf von Suez ab. Damit bekam zum ersten Mal ein russisches Unternehmen eine Lizenz zur Erschließung von Erdölvorkommen in Ägypten. Im Irak dagegen hatte LUKoil weniger Glück. Bis Ende 2002 war der Konzern in das Vorkommen West-Kurna-2 involviert, wo sich seine Aktivitäten allerdings auf die Einhaltung der Sanktionen der Vereinten Nationen beschränkten. Ende des letzten Jahres kündigte die Regierung Saddam Husseins den Vertrag mit der Begründung auf, LUKoil habe nicht die vertraglich festgelegte Summe investiert und führe zudem Verhandlungen mit den Amerikanern darüber, wie es nach dem Sturz Husseins in Sachen Erdölförderung weitergehen soll. Doch auch nach dem Regimewechsel bleibt die Beteiligung der Russen an West-Kurna-2 ungeklärt.

Im April 2002 schloß LUKoil mit Ecopetrol, der staatlichen Ölgesellschaft Kolumbiens, ein Abkommen über die gemeinsame Erschließung des Vorkommens Condor im Osten des Landes. Die Expansion auf den lateinamerikanischen Markt gehört zur Langzeitstrategie von LUKoil.

Auch die staatliche Rosneft gehört zu den vertikal integrierten Aktiengesellschaften, die mehr oder weniger aktiv ihre Fühler auf dem Weltmarkt ausstrecken. Schon heute ist Rosneft an der Erdölförderung in Kolumbien beteiligt sowie an geologischen Erkundungen in Algerien und Kasachstan. In Erwägung gezogen wird die Beteiligung an der Erschließung von Kohlenwasserstoffvorkommen in Afghanistan, Indien, Libyen, im Sudan, im Irak und Iran. Im Unterschied dazu verfolgt JUKOS eine deutlich anders akzentuierte Expansionspolitik und setzt auf Transitvorhaben. Der von JUKOS und der staatlichen Transneft geplante Bau einer Pipeline nach China hat für die gesamte russische Erdölindustrie immense Bedeutung. Derzeit ist JUKOS der wichtigste russische Erdölexporteur nach China, doch die groß angelegte weitere Ausdehnung auf diesen Markt wurde längst ins Auge gefaßt. Geplant ist der Bau der Pipeline “Anarsk-Dazin”, deren Baukosten auf 2,4 Milliarden Dollar veranschlagt werden. Diese Pipeline soll die Öllieferung von den ostsibirischen JUKOS-Vorkommen nach China sichern.

In Ost- und Südostasien nimmt der Erdölmarkt in letzter Zeit eine rasante Entwicklung. Dies bietet JUKOS beste Aussichten auf einen Exportzuwachs. Und sollte die chinesische Erdölindustrie privatisiert werden, steht JUKOS bereits in den Startlöchern. Auch den Export von Erdöl und Erdölprodukten in europäische Länder sowie Erdöllieferungen in die USA werden angestrebt. Bereits etliche Jahre arbeitet JUKOS zusammen mit Erdölgesellschaften Osteuropas an der Modernisierung der Pipeline “Adria”, die in die Erdöltrasse “Druschba” integriert war. Man geht davon aus, daß durch die Modernisierung die Selbstkosten des für den Export bestimmten russischen Rohöls sinken werden.

Vor kurzem hat JUKOS auch ein Auge auf die Vorkommen in der Kaspischen Region geworfen. Bislang gingen die Interessen des Konzerns hier nicht über die Gemeinschaftsprojekte mit LUKoil und Gasprom im Rahmen der Kaspischen Erdölgesellschaft im nördlichen Abschnitt des Kaspischen Meeres hinaus. Das erste große diesbezügliche Projekt für die Erschließung und Förderung von Erdöl war 2002 der Kauf von Uralsk Oil & Gas, die die Lizenz für die Ausbeutung des Erdöl- und Erdgasabschnitts Fjodorowsk in Nordkasachstan besitzt.

Im Unterschied zu LUKoil, Rosneft und JUKOS, die auf Auslandsgeschäfte setzen, sehen andere russische Erdölunternehmen bessere Chancen in Rußland - und zwar sowohl bezogen auf die Förderung (die Kosten für die Förderung eines Barrels sind in Rußland nach wie vor niedriger als in anderen erdölfördernden Regionen) als auch auf die Verarbeitung des Erdöls. Hier sind in erster Linie die Erdölkonzerne Surgutneftgas und Sibneft zu nennen. Erdölverarbeitung und Absatz Geographisch bewegt sich der Kauf von Verarbeitungs- und Absatzfirmen außerhalb Rußlands innerhalb der Grenzen der ehemaligen Sowjetrepubliken. Zuerst war die Ukraine ein Objekt der Begierde der russischen Ölgiganten. Heute wird der größte Teil der erdölverarbeitenden Kapazitäten der Ukraine von russischen Unternehmen kontrolliert. 2001 erwarb die Tjumener Erdölgesellschaft 67,4 Prozent Aktien des Ölverarbeitungsbetriebs Lissitschansk. Die “Allianz”-Gruppe übernahm 1999 die Leitung des erdölverarbeitenden Komplexes in Cherson. Das Werk in Krementschuk gehört seit 1994 Tatneft und das in Odessa LUKoil. Die ölverarbeitende Industrie im belarussischen Mosyrsk ist in Besitz des russisch-belarussischen Konzerns Slawneft. LUKoil betreibt seine Auslandsgeschäfte aber nicht nur im Förderbereich, sondern geht ihnen auch ziemlich intensiv in der Ölverarbeitung und im Absatz nach. Von allen russischen Erdölunternehmen ist es in diesem Bereich am aktivsten.

Im Ausland gründete LUKoil die LUKoil Europa Holding Ltd., die die Investitions-, Haushalts- und Verwaltungstätigkeit der ausländischen Unternehmenstöchter und -ableger koordiniert und dafür sorgt, daß jegliche Aktivitäten für die Aktionäre gemäß den internationalen Standards und Anforderungen transparent sind. Von allen russischen Ölunternehmen besitzt LUKoil die größten ausländischen Aktiva in der Erdölverarbeitung - insgesamt sind es drei Aufbereitungswerke, nämlich “Burgas” in Bulgarien, “Petrotel” in Rumänien und das Werk im ukrainischen Odessa -, die große Marketingfirma Getty Petroleum Marketing Inc. an der Ostküste der Vereinigten Staaten, eine beachtliche Zahl von Tankstellen in Belarus, in der Ukraine, in Moldowa, Aserbaidschan, im Baltikum, in Polen, Rumänien, Bulgarien und Zypern. Insgesamt unterhält LUKoil in Europa 55 Erdöllager und 2200 Tankstellen. Vom Gesamtumsatz entfallen mehr als die Hälfte auf den amerikanischen und über zehn Prozent auf den europäischen Markt. 2002 gerieten die Auslandsaktivitäten allerdings ein wenig ins Wanken. Der Kauf des griechischen Erdölverarbeitungsunternehmen Hellenic Petroleum und der Raffinerie im polnischen Gdansk schlugen fehl. Trotzdem bleibt LUKoil international die führende russische Erd-ölgesellschaft.

Konkurrenz und Perspektiven

Natürlich nehmen sich die Aktiva der russischen Erdölgesellschaften im Ausland im Vergleich zu denen der großen internationalen Ölkonzerne bescheiden aus. Doch die höheren Gewinne aus dem Export von Erdöl und Erdölprodukten (der russische Binnenpreis für Erdöl beträgt etwa ein Viertel des Preises im Ausland) bewegen die russischen Unternehmen natürlich dazu, ihr Auslandsgeschäft auszubauen und in Konkurrenz zu den transnationalen Ölgiganten zu treten. Doch ist diese Expansion ab und an mit Schwierigkeiten und Hindernissen verbunden. Da spielen eine Reihe internationaler wie nationaler Faktoren eine Rolle. Der internationale Faktor wird beispielsweise durch die Probleme von LUKoil im Irak veranschaulicht. Ein nationaler Faktor ist, die Weigerung der russische Regierung, durch den Bau privater Pipelines die Exportkapazitäten deutlich zu erhöhen. Mit ihrer Präsenz auf dem Weltmarkt verbessern die russischen Erdölunternehmen das Image ihres Landes. Denn sie haben reichlich Erfahrungen bei der Erschließung und Förderung ebenso wie bei der Verarbeitung und Vermarktung in verschiedenen Regionen der Welt. Sie sind konkurrenzfähig und ein wichtiger “global player”.
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Das russisch-turkmenische Verhältnis nach dem Gasvertrag
von
Ina Tkatsch, Journalistin, Moskau


Zeitgleich mit dem 25-Jahre-Gasvertrag zwischen Rußland und Turkmenistan wurde am Rande des russisch-turkmenischen Präsidentengipfels am 10. April auch das Abkommen über die Aufhebung der doppelten Staatsbürgerschaft unterzeichnet. Dessen einseitige Umsetzung durch die turkmenische Seite führte in den letzten Wochen zu nicht wenigen Irritationen in den Beziehungen, denn das Abkommen wird von beiden Seiten auf eigene Weise interpretiert. Während die russische Seite darauf besteht, daß das Abkommen erst in Kraft treten kann, wenn es von den Parlamenten beider Länder ratifiziert ist, unterzeichnete Präsident Nijasow bereits am 22. April einen Erlaß, der Bürgern Turkmenistans mit doppelter Staatsbürgerschaft eine Frist bis zum 22. Juni setzte, um sich für eine der beiden zu entscheiden. Zunächst hieß es in Berichten, daß diejenigen ethnischen Russen, die sich für die russische Staatsbürgerschaft entscheiden, die Republik bis zum 22. Juni zu verlassen hätten.

Rußland steht auf dem Standpunkt, daß das Abkommen nicht rückwirkend Gültigkeit erlangen könne, also auch nicht diejenigen Bürger betreffe, die die doppelte Staatsbürgerschaft bereits besitzen. Turkmenistan hingegen vertritt die Haltung, daß es sich natürlich auch auf die etwa 95000 ethnischen Russen beziehe, die derzeit in Turkmenistan die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen.

Verschärft wurde die Situation für die ethnischen Russen dann dadurch, daß mit der Aufhebung der doppelten Staatsbürgerschaft, die 1993 eingeführt worden war, in Turkmenistan zudem das Ausreisevisaregime wieder eingeführt wurde. Dieses war erst Anfang 2002 unter Beifall der internationalen Staatengemeinschaft, die dies als einen Schritt hin zur Demokratisierung wertete, abgeschafft worden.

Es konnte nicht ausbleiben, daß sich des Themas die russischen Medien wie auch einige Politiker annahmen, denn das Schicksal der Russen und russischen Landsleute im Ausland ist in der Bevölkerung ein sensibles Thema. Dies wiederum führte dazu, daß das turkmenische Außenministerium eine scharfe Protestnote formulierte, in der die russischen Behörden aufgefordert wurden, Maßnahmen zu ergreifen, um die Diffamierung Turkmenistans und die Verbreitung von Falschinformationen zu unterbinden.

Das Außenministerium bezog sich dabei auf einen NTV-Bericht, in dem der Schwester des ehemaligen Außenministers der Republik Boris Schichmuradow, den Aschchabad bezichtigt, in den Anschlag auf den Präsidenten im November 2002 verwikkelt zu sein, Raum für verleumderische Aussagen gewährt wurde, auf ein Interview mit dem Vorsitzenden des Dumaausschusses für internationale Angelegenheiten Dmitri Rogosin zur Situation der ethnischen Russen in Turkmenistan und auf die Berichterstattung über den Besuchs des OSZE-Sonderbeauftragten Martti Ahtisaari in Aschchabad.

Eine Dumaresolution vom 20. Juni, die die einseitigen Maßnahmen Turkmenistans verurteilte und darüber hinaus forderte, die Restriktionen beim Russischunterricht, dem russischen Fernsehen, dem Zugang zu ausländischen Medien und zum Internet aufzuheben, beantwortete Turkmenistan mit der Drohung, sich an die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen zu wenden, um sich gegen die Propaganda zu verwahren.

Nach all den ersten Aufregungen wurde dann eine turkmenisch-russische Kommission ins Leben gerufen, die die Fragen des Umgangs mit der Aufhebung des Staatsbürgerschaftsabkommens klären soll. Ein Muß auch für Wladimir Putin, denn in Rußland kursierte bereits, dieser habe die ethnischen Russen gegen turkmenisches Gas verkauft. Derweil Nijasow erklären ließ, sein Land sei stolz auf die zwischenethnische und zwischen-konfessionelle Harmonie. Er gab sich überzeugt, daß die Staatsbürgerschaftsfrage konstruktiv gelöst werde. Auch Alexander Jakowenko, Sprecher des russischen Außenministeriums, gab sich am 23. Juni optimistisch: die Kommission werde die Rechte der Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft garantieren. Wenigstens wurde zunächst die Regelung durchgesetzt, daß Bürger mit russischem Paß ohne Ausreisevisa aus Turkmenistan und Einreisevisa nach Rußland aus Turkmenistan ausreisen dürfen. Nach den Verhandlungen am 8. und 9. Juli zeigte sich die russische Seite zunächst zufrieden, daß die Rechte der Russen, die in Turkmenistan leben und die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, nicht verletzt werden. Man unterzeichnete ein Protokoll, daß das Abkommen vom 10. April in Übereinstimmung mit der Gesetzgebung beider Länder und nach seiner Ratifizierung in Kraft treten werde. Zudem erfolgte eine Einladung Nijasows an Vertreter der Regierung, des Parlaments und der Medien, sich in Turkmenistan davon zu überzeugen, daß die Rechte der Russen geschützt werden. So weit so gut, auch wenn die Verhandlungsergebnisse seitens der russischen Delegation um den stellvertretenden Außenminister Feodotow später relativiert wurden und man sich auf die Formulierung verständigte, daß ungelöste Probleme, derer es offensichtlich nicht wenige gibt, in einer neuen Verhandlungsrunde im Herbst erörtert werden.

Hatte sich der russische Menschenrechtsbeauftragte Oleg Mironow Ende Juni noch besorgt geäußert, daß russische Bürger gezwungen würden, ihre Wohnungen zu lächerlich niedrigen Preisen zu verkaufen, gab er sich Mitte Juli überzeugt, daß die Russen in Turkmenistan alle Rechte genießen würden wie turkmenische Bürger, außer dem zu wäh-len, in der Regierung zu sitzen und in den Streitkräften Turkmenistans zu dienen. Mironow forderte die Medien auf, ihre Kritik an Präsident Nijasow zu dämpfen. Anschuldigungen verschärften die Situation nur, die Fragen sollten nur von Abgeordneten, Vertretern des Außenministeriums, ja den beiden Präsidenten behandelt werden. In die Kompetenz von Journalisten falle dies nicht.

Also doch ein Handel “Bürgerrechte gegen Gas”? Turkmenistan ist wenig angreifbar. Wie es scheint, schützt der Gasreichtum die Republik, denn wirtschaftliche Interesse wiegen schwerer als Menschen- und Bürgerrechte.
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USA warnen Georgien


Der Berater des US-Außenministeriums in Fragen der Kaspischen Energiepolitik Steven Mann warnte Georgien davor, das Angebot des russischen Gasmonopolisten Gasprom anzunehmen, eine neue Gasexportpipeline durch georgisches Territorium zu verlegen und dafür Gaslieferungen zu einem günstigeren Preis zu erhalten. Mann betonte, der georgische Markt sei nur groß genug für eine Gaspipeline -und dies müsse selbstverständlich die projektierte Baku-Tbilissi-Erzerum-Pipeline sein. Im optimalen Falle wird diese Pipeline allerdings erst Ende 2005 das erste Gas liefern. Gasprom hatte Georgien, das bislang turkmenisches Gas über den russischen Gasdistributor Itera erhält, vorgeschlagen, Gas für weniger als sechzig Dollar pro tausend Kubikmeter zu liefern, wenn ein Teil der Kontrolle über die vom Konzern vorgeschlagene Pipeline an Gasprom selbst übergeben wird.
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