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Die Krim - ein großes Museum
von Wladimir Korobow, freier Journalist, Moskau
Und etwas absolut Einmaliges ist das Staatliche Literaturmuseum, das den staunenden Besucher einlädt zu einer Reise durch Literatur-, Kultur- und Stadtgeschichte.Denn man begegnet nicht lediglich all den bedeutenden, bekannten und unbekannteren Schriftstellern, Publizisten, Lyrikern und Journalisten, die aus und über Odessa geschrieben haben, sondern erfährt visuell auch den Zeitgeist der jeweiligen Epoche.
Die Odessaer Küche ist äußerst schmackhaft wie alle hausgemachte Speisen, sie ist immer reichlich, sehr vielfältig, immer frisch zubereitet, würzig, ästhetisch und zudem gibt es immer eine Besonderheit. Entscheidend ist jedoch, daß die Gerichte sehr gut schmecken!
Auf das Essen wurde stets besonderer Wert gelegt. Das hatte einen Grund. Kennen Sie die berühmte Geschichte mit den Apfelsinen? 1800 war Odessa in der Gunst von Zar Paul I. gesunken. Der Antrag der Stadt auf ein Darlehen in Höhe von 250000 Rubel für die Fertigstellung des Hafens blieb lange ohne Antwort. Die Odessiten griffen zu Notmaßnahmen. Aus Griechenland wurden auf dem Seeweg 3000 Apfelsinen angeliefert. Diese wurden sorgfältig umgepackt und Georgi Roksomati, Unteroffizier des Griechischen Bataillons, der sich bereits bewährt hatte, brachte die süße Fracht in erstaunlich kurzer Zeit nach St. Petersburg, in den Palast des Zaren. Apfelsinen waren damals in der nördlichen Hauptstadt eine Rarität. Zar Paul I. nahm die Gabe dankend an und gewährte Odessa kurz darauf Geld für den Ausbau seines Hafens.
Wenn Sie nicht einfach nur einkaufen, sondern zugleich auch die Atmospähre der Seestadt einfangen wollen, müssen Sie den Markt durch das nördliche Tor betreten. Hier sind Sie im Reich der Fische, Garnelen und Krebs - Flunder, Zander, Forelle, See-, Fluß-und Limanfisch... Im Angebot ist frischer und gesalzener, gedörrter und geräucherter Fisch. Der Verkäufer preist alle Vorteile seiner Ware und betont auch die Vorteile für Sie - darunter manche, die Sie nicht einmal vermuten würden. Nun, mit leeren Händen werden Sie die Fischstände sicher nicht verlassen, denn ein Tisch ohne goldfarben geräucherte Makrele oder schwach gesalzene Schwarzmeersprotten ist kein Odessaer Tisch. Alles andere ist Geschmacksache. Aber vergessen Sie übrigens nicht, alles, was Ihnen interessant erscheint, zu probieren. Auf dem Priwos ist es wie zu Hause: Man kann probieren und dann seine Meinung sagen. Sind Sie bescheiden oder schüchtern, werden die Händler Sie von sich aus wie eine gute Bekannte ansprechen, und die Gespräche werden sich nicht nur um Nahrungsmittel, sondern auch um die Probleme Ihrer Kinder oder die Befindlichkeit Ihres Lieblingskaters drehen. Wenn zu Ihrem Haushalt nicht nur Haustiere, sondern auch Männer gehören, brauchen Sie unbedingt Fleisch. Die Hausfrauen in Odessa handeln sehr praktisch: Sie ignorieren den verschwenderischen Vorschlag des Kochbuches, aus einem Hühnchen nur eine Hühnerbrühe zu kochen, sondern werden daraus mindestens drei vollwertige Speisen zaubern. Wenn Sie Gäste zu verpflegen haben, finden Sie bei den Fleischhändlern geräuchertes Fleisch und Wurst, die nach eigenen Hausrezepten hergestellt werden. Gleich nebenan lockt in allen Regenbogenfarben leuchtendes Obst und Gemüse. Es ist schmackhaftes, nach Steppe duftendes und sonneversprühendes Obst und Gemüse aus der Region: In Odessa gibt es 285 Sonnentage im Jahr. Natürlich lassen sich auch fremdartige Sorten finden: Exotisches aus der Türkei, Griechenland, Afrika, Lateinamerika. Sie brauchen alles, in kleinen Mengen zwar, aber von allem ein bißchen. Denn Ihr Tisch soll die Gäste schließlich über die Vielfalt des Marktes informieren. Tomaten und Auberginen, süße bulgarische Paprika, Radieschen und Odessaer Rotkohl, Schnittlauch und Grün aus den Gärten der umliegenden ukrainischen und bulgarischen Siedlungen landen in ihrem Korb. Frisches Gemüse paßt übrigens ausgezeichnet zu saurem Gemüse, das ukrainische Hausfrauen in Fässern einlegen oder nach koreanischen Rezepten zubereiten, die streng vertraulich behandelt werden. Für gewisse Speisen kann man sich durchaus mit gedörrten Aprikosen, Rosinen, Feigen, Nüssen und Gewürzen aus dem Kaukasus zufriedengeben. Für die in Odessa äußerst beliebte Nachspeise - den Obstsalat - benötigt man aber neben den üblichen frischen épfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Kirschen und Himbeeren, auch exotische Bananen, Avocado, Apfelsinen und Mango. Alles wird in Würfel geschnitten, untergehoben und mit Schlagsahne übergossen, die sie im Milchhaus auf dem Priwos bekommen. Von den Molkereiprodukten bevorzugen die Odessiten Brynsa - hausgemachten gesalzenen Schafskäse. Brynsa wird sowohl zu Gemüse als auch mit süßem Tee zum Frühstück serviert. Er schmeckt immer gut und ist kalorienarm, obwohl die Odessiten tatsächlich eigentlich nie Kalorien zählen, und wenn, nur zum Spaß. Ein guter Mann muß nämlich in großer Menge da sein! Wenn Sie über den Priwos gehen, passen Sie auf, was in Ihrer Umgebung geschieht. Denn hier sprudelt das lebendige Odessa. Man wird Ihnen über die arme Tante Fanja erzählen, die in die USA ausgewandert ist, wo "die Nostalgie ihren Körper zerfraß und sie gestorben ist". Oder Sie werden gefragt: "Derfen mir an Sie anlegen?" Das bedeutet, daß irgend jemand Sie bittet, einen Pullover anzuprobieren, den er für seine Tochter kaufen will, die ungefähr die gleiche Größe hat wie Sie. Eine Kundin prüft die épfel und fragt unzufrieden, warum sie so unterschiedlich sind. Ihr wird geantwortet: "Na, warum bist du eine Schönheit und ich nicht?" Sie werden mit "Mein Goldstück!" angesprochen, und "Mein Fischlein" und "Mein Vögelchen" genannt. Aber wagen Sie nie, die Ware zu kritisieren - der ganze Priwos wird sofort von Ihren schlechten Eigenschaften erfahren! Die Odessiten nehmen das Essen sehr ernst. Häufig hört man, daß ein gutes Essen die letzte Freude im Leben ist, und diese Freude wird mit Freunden geteilt, und so sind Tischgesellschaften - im Büro oder privat - eine alltägliche Erscheinung. Zuhause wird täglich und mit Raffinesse gekocht: Denn man muß sich selbst und seinen Gästen eine Freude bereiten. Der Tisch für Freunde beginnt mit Sakuski. Es sind traditionell zehn bis fünfzehn Speisen, alles nur in kleinen Mengen, aber für jeden Geschmack etwas, dazu Schinken, einige Käse- und Wurstsorten, Schafskäse, Fleisch- und Fischbuletten, Leber, Hering, geräucherte Makrelen, Bohnen, eingelegte Pilze, Oliven, viel Grün und frisches Gemüse. Warme Speisen sind das Herz des Essens. Diesbezüglich dürfen Sie niemanden enttäuschen. Es gibt zumeist ein Fleischgericht, allerdings mit ungewöhnlichen Saucen und Beilagen. Die beste Nachspeise ist eine selbstgemachte Torte - so groß wie möglich, damit jeder Gast ein Stück "zum Mitnehmen" oder für "die kranke Oma" bekommt. In Odessa bevorzugen wir Wodka, ein Aperitiv ist nicht üblich. Die Tischgesellschaft beginnt mit einem schwungvollen Trinkspruch, sie dauert ziemlich lange, das heißt sie endet praktisch am nächsten Tag, wenn die Gäste kommen, um "die Reste zu verzehren". Wie werden die Traditionen gepflegt? In der Familie natürlich. Aber nicht nur. Lesen Sie bei den Schriftstellern aus Odessa nach. Babel, Olescha, Katajew, Ilf und Petrow - sie alle haben die Odessaer Küche gewürdigt und uns die kulinarische Raffinesse ihrer Mütter in den 20er und 30er Jahren nahegebracht. Aber auch in der Gegenwart ist die Küche ein so aktuelles Thema, daß das Fernsehen in Odessa mehrere Sendungen ausstrahlt. Der Moderator einer Sendung ist Boris Burda, ein Gelehrter und Teilnehmer des Spiels "Was? Wo? Wann?", der zudem noch ein wahrer Kenner ausgesuchter Rezepte ist. In der Sendung "Vor und nach dem Mittagessen" verraten uns die Studiogäste, in der Regel bekannte Odessiten, ihre Kochgeheimnisse. In der Sendung "Was? Wo? Zu welchem Preis?" schließlich erfahren Sie nicht nur von neuen Produkten, sondern auch über die Preisschwankungen. "Bei uns wird das gegessen!" sagen die Hausfrauen in Odessa. Und dies ist das beste Qualitätszeichen. Essen Sie viel und gern? Vergessen Sie auch nicht, die Meisterwerke der Kochkunst der Gastgeberin zu preisen und dem gastfreundlichen Haus Glück zu wünschen? Dann sind Sie unser Mensch, einer mit dem man sich verständigen kann. Es war nicht einfach, die schönsten Rezepte der Odessaer Küche auszuwählen. Es gibt so viele. Und zudem: die Odessiten experimentieren gern, so daß sich die Speisekarte ständig ändert. Möchten Sie sich davon überzeugen, dann sind Sie herzlich zu uns eingeladen!
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